Obwohl wir uns bei wortwert mit einer großen Bandbreite an Themen beschäftigen, mündet das Meiste am Ende in irgendeine Art von Text. Jedenfalls bislang. Doch inzwischen experimentieren Wirtschaftsmedien verstärkt mit neuen Erzählformen, zum Beispiel mit Klickstrecken, Videos oder animierten Grafiken. Weil die Nachfrage nach solchen Formaten in den vergangenen Jahren stetig zugenommen hat, beschäftigen auch wir uns immer öfter damit.
Im vergangenen halben Jahr haben wir für das Handelsblatt ein besonders spannendes neues Format entwickelt: Eine doppelseitige Infografik, die seit dem Zeitungs-Relaunch am 4. Juli täglich auf der Mittelseite der Zeitung erscheint. Die Idee: Statt in einem langen Text erzählen wir eine Geschichte fast ausschließlich mit Zahlen und Grafiken aus Themenbereichen, über die das Handelsblatt auch sonst berichtet: Politik, Unternehmen, Ökonomie, Finanzen.
Die Branche hat dafür den Begriff Datenjournalismus geprägt – viele Verlagshäuser arbeiten an Konzepten in dieser Richtung. Das Handelsblatt positioniert sich mit seiner „Grafik des Tages“ nun ganz weit vorn.
Ende des Jahres 2015 begann die Arbeit an dem Projekt. Das wortwert-Team fing an, gemeinsam mit Handelsblatt-Redakteur Hans Christian Müller und den Handelsblatt-Grafikern Daten-Geschichten zu entwickeln. Wir waren uns bewusst, dass wir die Sache komplett anders als bei klassischen Print- oder Online-Texten angehen mussten. Zugleich wollten wir uns von denselben Kriterien leiten lassen, die auch für Texte in einer Tageszeitung gelten. Sie sollen eine News enthalten, sie sollen überraschend sein und über eine Entwicklung berichten, die aktuell für Leser relevant ist.
Infografiken sind für uns nichts Neues: Für verschiedene Magazine haben wir in der Vergangenheit immer wieder teils aufwändige Daten-Doppelseiten produziert. Doch wer Daten-Geschichten für eine Tageszeitung macht, steht vor einer ganz anderen Herausforderung: Da gilt es, laufend Geschichten zu finden, zu denen es aktuelle und aussagekräftige Zahlen gibt. Oft haben wir erst während der Recherche bemerkt, dass die Daten-Basis nicht für eine Doppelseite ausreicht – oder dass die verfügbaren Zahlen viel zu alt sind.
Wir haben ein aufregendes halbes Jahr hinter uns, in dem wir viel ausprobiert, viel verworfen und vor allem viel gelernt haben. Die Arbeit hat sich gelohnt: Wir haben gemeinsam mit den Handelsblatt-Kollegen ein spannendes neues Format entwickelt, mit dem das Handelsblatt seinen Lesern Geschichten nun in einer völlig neuen Form erzählen kann. Unser ganzes Team und die Kollegen in Düsseldorf können stolz darauf sein, dass nun täglich ein Stück visueller Journalismus in der Zeitung erscheint. Wir freuen uns auf das Feedback und die Reaktionen der Leser. Und wir sind gespannt, wie sich solche Daten-Formate in Zukunft weiterentwickeln werden.