Seit mehr als 15 Jahren schreiben wir für das Wirtschaftsmagazin „impulse“. Wir haben den Umzug der Redaktion von Köln nach Hamburg genauso miterlebt wie den Management-Buy-Out, bei dem „impulse“ sich von Gruner&Jahr löste. Umso spannender ist es für uns zu sehen, wie der langjährige Chefredakteur Nikolaus Förster – inzwischen selbst Verleger – das Heft weiterentwickelt. Wir haben mit ihm über seine Strategie gesprochen und gefragt, wie „impulse“ trotz Medienkrise zukunftsfest werden soll.
David Selbach: Warum geht es den deutschen Wirtschaftsmedien so schlecht?
Nikolaus Förster: Die Branche befindet sich bekanntermaßen in einem dramatischen Umbruch, weil sich Anzeigenerlöse in immer schnellerem Tempo in digitale Kanäle verlagern. Aber ein Teil der Probleme ist hausgemacht. Viele Medien haben den Kontakt zu ihrer Zielgruppe verloren. Die meisten Journalisten verlassen ihre Büros kaum noch, sind nicht draußen bei den Leuten – und damit bei den Lesern.
David Selbach: Schon zu Gruner&Jahr-Zeiten haben Sie „Netzwerktreffen“ von impulse-Redakteuren mit Lesern organisiert. Sind Sie ihren Lesern da näher gekommen?
Nikolaus Förster: Ja. Das ist inhaltliche Arbeit und verbessert die Kundenbeziehung. Ob das noch klassischer Journalismus ist oder nicht, darüber lässt sich streiten. Aber es hat impulse gut getan, inspirierende Unternehmer persönlich kennen zu lernen und den Kontakt zu ihnen zu halten. Aus demselben Grund organisieren wir Vertrieb und Kundenkommunikation inzwischen mit eigenen Leuten. Wenn Redaktion und Vertrieb getrennt sind wie in den meisten Verlagen, dann kann keine Kundenbeziehung entstehen. Wir kennen sehr viele unserer Kunden persönlich.
David Selbach: So gut, dass sie vor zwei Jahren eine „Akademie“ gegründet haben und nun als Weiterbildungsträger auftreten. Was genau bieten Sie da an?
Nikolaus Förster: In der Akademie positionieren wir uns mit Themen, die zu uns passen, und bei denen man uns Kompetenz zubilligt: Storytelling zum Beispiel. Das funktioniert sehr gut. Impulse ist eine starke Marke und wird immer mehr als Plattform gesehen, über die Unternehmer wachsen und sich weiterentwickeln können.
David Selbach: Sie sprechen auch nicht mehr von Abonnenten, sondern von „Mitgliedern“.
Nikolaus Förster:Richtig. Der Begriff „Abo“ ist häufig negativ besetzt. Wir möchten ein Netzwerk für Chefs sein, die sich unternehmerisch weiterentwickeln wollen, für Gründer und Unternehmer im Umbruch. Wir verstehen impulse als Dienstleister. Papier ist dabei nur noch ein möglicher Kanal, weil viele Mittelständler eben Print nutzen wollen. Aber Print- und Digital-Abos kosten dasselbe.
David Selbach: Wie hat sich das Modell bewährt, wonach kleine Unternehmen weniger für eine Anzeige zahlen als große? Es hatte in der Branche für einiges Aufsehen gesorgt. Nun sehe ich aber nicht sonderlich viele Anzeigen von kleinen Unternehmen im Heft.
Nikolaus Förster: Es ist ein ergänzendes, aber noch kleines Geschäft. Das Gros der Anzeigenerlöse kommt nach wie vor von Konzernen. Für die Beziehung zu unseren Kunden allerdings sind die KMU-Preise sehr hilfreich. Sie signalisieren, dass wir die kleineren Betriebe wertschätzen und auch sie die Chance haben, über impulse-Anzeigen zu wachsen.
David Selbach: Wieso eigentlich diese Konzentration auf Kleinstbetriebe? Bei Ihren Vorgängern durften in Texten auch 1000-Mann-Firmen vorkommen, solange sie inhabergeführt waren.
Nikolaus Förster: Nach dem MBO habe ich jeden, der sein Abo gekündigt hat, persönlich angerufen und nach den Gründen gefragt. Dabei habe ich sehr oft gehört: Herr Förster, ich habe sechs Mitarbeiter – was bringt mir ein Wirtschaftsmagazin, das über 1000-Mann-Firmen schreibt? Große Unternehmen mit ihren gut ausgebildeten Profi-Führungskräften brauchen impulse nicht. Es sind Gründer, die impulse brauchen, genauso wie Unternehmen im Umbruch und Chefs, die immer wieder Lust auf neue Ideen haben. Und die Kleinen sowieso. Es gibt schließlich keine Ausbildung zum Unternehmer. Das ist die Chance für impulse.
David Selbach: Wie steht impulse wirtschaftlich da im vierten Jahr nach dem MBO?
Nikolaus Förster: Wir haben uns mit jedem Jahr weiter verbessert, die Zahl der Mitarbeiter hat sich fast verdoppelt. Wie es 2016 aussieht, kann ich noch nicht genau sagen, weil wir den Jahresabschluss gerade erst erstellen. Klar ist: Dieser Umbau ist ein Kraftakt, und ich dachte 2013, als ich den MBO-Vertrag unterschrieb, dass es wir die Gewinnzone schneller erreichen würden. Aber ich bin weiter sehr optimistisch.