Fachmagazine: Enormer Wissenshunger

Im letzten Blog-Beitrag hat Olaf Wittrock den Siegeszug der Fachmagazine analysiert. Viele davon gehören zu den Kunden von wortwert, darunter der Human Resources Manager, ein Magazin für Personalmanager. Christoph Hus hat mit Chefredakteur Jan C. Weilbacher über den Markt für Fachmagazine gesprochen.

Christoph Hus: Viele traditionsreiche Wirtschaftsmagazine kämpfen mit Problemen. Der Markt für Fachmagazine für einzelne Berufsgruppen oder Branchen dagegen boomt. Was ist aus deiner Sicht der Grund?

Jan Weilbacher: Ein Grund ist sicher die Tatsache, dass Fachmagazine eine kleine und sehr spitze Zielgruppe haben. Das ermöglicht es ihnen, sich mit den Themen dieser Zielgruppe in einer Tiefe zu beschäftigen, wie es ein klassisches Wirtschaftsmagazin nicht kann – und auch nicht will. Am Beispiel unseres Magazins lässt sich das gut erkennen: Der Human Resources Manager richtet sich insbesondere an Personaler. Im Magazin beschäftigen wir uns mit Themen, die diese Profession im Moment umtreibt. Etwa Personaldiagnostik, Active Sourcing oder Führungskräfteentwicklung. So geballt finden sich Personal-Geschichten natürlich in keinem Wirtschaftsmagazin mit einer breiteren Zielgruppe.

Christoph Hus: Sind solche Informationen für Fach-Zielgruppen denn in den vergangenen Jahren wichtiger geworden?

Jan Weilbacher: Davon bin ich überzeugt. Unternehmen und ihr Umfeld wandeln sich heute mit deutlich höherer Geschwindigkeit als früher, zum Beispiel wegen der Digitalisierung. Manager sind jeden Tag mit der Frage konfrontiert, wie sie mit diesem Wandel umgehen und ihn gestalten können. Der Wissenshunger ist enorm. Wir versuchen unsere Leser bei der Reise in die Zukunft zu begleiten und ihnen wichtige Denkanstöße und Informationen zu liefern.

Christoph Hus: Der Markt für Fachmagazine ist umkämpft. Es gibt neben eurem Magazin in Deutschland noch weitere Zeitschriften, die sich an Personaler richten. Worin seht Ihr Euer Alleinstellungsmerkmal?

Jan Weilbacher: Uns ist wichtig, die HR-Themen für unsere Leser ansprechend aufzubereiten. Deshalb setzen wir auf einen hohen Anteil journalistischer Texte. Daneben gibt es nur einzelne Fachbeiträge von Gastautoren aus der HR-Szene. Journalisten gehen meist unbefangener an ein Thema heran als Fachexperten – und sie können es auch so aufbereiten, dass die Leser Spaß beim Lesen haben. Dieses Ziel verfolgen wir auch mit einem modernen Layout, das oft eher an ein Lifestyle-Magazin erinnert als an eine Fachpublikation.

Christoph Hus: Fachmagazine haben den Ruf, journalistisch schlechter gemacht zu sein als große Wirtschaftsmagazine. Was sagst Du zu diesem Vorurteil?

Jan Weilbacher: Große Wirtschaftsmagazine verfügen in der Regel über größere journalistische Ressourcen, und das macht sich natürlich bemerkbar. Wir produzieren das Magazin, die Website und zwei Newsletter mit fünf festen Mitarbeitern und zwischen drei bis sechs freien Autoren. Das ist ein Bruchteil dessen, was große Redaktionen zur Verfügung haben. Aber: Auch wir legen großen Wert auf guten Journalismus. In jeder Ausgabe haben wir mehrere Beiträge, deren Qualität locker mit der von Texten aus großen Wirtschaftsmagazinen mithalten kann. Das muss auch so sein. Denn unsere Leser sollen das Magazin gern lesen und nicht nur als Pflichtlektüre verstehen.

Christoph Hus: Viele Fachmagazine gehen die Digitalisierung nur langsam an. Ihr habt bisher nur eine Website und zwei Newsletter. Muss ein Fachmagazin nicht digitalisieren?

Jan Weilbacher: Oh doch, ich glaube, dass wir vor ähnlichen Herausforderungen stehen wie große Verlage. Auch unsere Leser wollen sich immer öfter über digitale Kanäle und vor allem mobil informieren. Wir haben schon einige wichtige Schritte in diese Richtung gemacht: Neben unserer Website gibt es auch ein E-Paper mit den Inhalten des Human Resources Manager. Aber sicherlich müssen wir weiter zulegen.

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